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Πέμπτη 17 Ιουλίου 2025

Können wir wirklich gleichzeitig zwei oder mehr Menschen lieben?

Ein Essay über Liebe, Monogamie und die Komplexität emotionaler Bindungen

Hallo zusammen!
Ich sinniere, erinnere mich – und gleichzeitig betreibe ich eine Art Selbstpsychotherapie. Und so beginne ich, leise und ohne viel Aufhebens, zu heilen. Nicht um zu vergessen – ganz im Gegenteil –, sondern um wahrhaftiger zu existieren.

Eine philosophische und psychologische Frage


Ich stelle mir eine der ältesten und zugleich schwierigsten Fragen, die die Menschheit seit Homers Zeiten bis in die Ära von Tinder und polyamoren Beziehungen beschäftigt:
Kann ein Mensch wirklich – und mit gleicher Intensität – zwei oder mehr Menschen gleichzeitig lieben?

Liebe als kulturelles Konstrukt

Die Vorstellung, dass eine Person mehrere Menschen gleichzeitig mit derselben emotionalen Tiefe und Aufrichtigkeit lieben kann, stellt die vorherrschenden Konzepte romantischer Liebe infrage.
Unsere westliche Kultur, geprägt vom Christentum, der romantischen Literatur und der bürgerlichen Moral, hat das Ideal der „einzig wahren, exklusiven, ewigen Liebe“ erschaffen.

Wie die US-amerikanische Historikerin und Autorin Stephanie Coontz erklärt, ist die Idee der Liebesheirat mit exklusiver Bindung historisch gesehen relativ jung – sie entstand erst nach dem 18. Jahrhundert (Coontz, Marriage: A History, 2005). In den meisten traditionellen Gesellschaften waren Ehen vor allem soziale Allianzen, keine Ergebnisse romantischen Begehrens.

In vielen Kulturen – von der Polygynie afrikanischer Stämme bis hin zu polyamoren Beziehungsformen im Amazonasgebiet – waren Liebe und emotionale Bindung nicht auf eine einzige Person beschränkt.
Die Existenz polygamer, polyandrischer oder polyamorer Beziehungen zeigt, dass romantische Liebe keine universelle Konstante ist.

Auch die Soziologin Eva Illouz, Professorin an der Hebräischen Universität Jerusalem und der EHESS in Paris, betont, dass unser heutiges Verständnis von romantischer Liebe ein kulturelles Produkt ist. Von Literatur über Hollywood bis hin zu Werbung und Medien wird eine Vorstellung geprägt, in der Liebe „alles oder nichts“ sein muss.
So verführerisch diese Erzählung auch sein mag, sie bildet nicht immer die Komplexität menschlicher Beziehungen ab.

Psychologische Beobachtungen – Die Fähigkeit zur Mehrfachliebe

Moderne psychologische Forschung zeigt, dass das menschliche Gehirn durchaus in der Lage ist, mehrere Menschen gleichzeitig zu lieben.

Der Psychologe Robert Sternberg beschreibt Liebe als ein Dreieck aus Leidenschaft, Intimität und Verpflichtung. Aus dieser Perspektive ist es möglich, intensive Leidenschaft für eine Person zu empfinden, emotionale Geborgenheit mit einer anderen zu teilen und tiefe Intimität mit einer dritten zu erleben.
In manchen Fällen kann die Liebe zu mehreren Menschen gleich stark sein – sich aber auf unterschiedliche Aspekte des Lebens beziehen.

Liebe ist nicht eindimensional. Sie ist kein fester Wert, der in Prozenten aufgeteilt wird. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass man nur „50 %“ geben kann, wenn man zwei Menschen liebt.
Meiner bescheidenen Meinung nach vervielfacht sich Liebe. Wir können jeden Menschen, den wir lieben, zu 100 % lieben – auf unterschiedliche Weise.

Die Soziologin Meg Barker betont, dass Liebe keine „Substanz“ ist, die verteilt wird, sondern eine Beziehungsform, die sich je nach Kontext und Person unterschiedlich entfaltet.
Ein Mensch kann gleichzeitig starke emotionale Bindungen zu mehreren Personen erleben – mit jeweils unterschiedlichen Ausdrucksformen und Bedürfnissen.

Polyamorie

Die polyamore Bewegung, die in den 1990er- und 2000er-Jahren in den USA entstand, bringt eine radikale Perspektive: Liebe ist keine begrenzte Ressource.

Ihr Grundprinzip ist, dass romantische und emotionale Bindungen mit mehr als einer Person möglich – und unter bestimmten Bedingungen sogar wünschenswert – sein können: Transparenz, Einvernehmlichkeit und ethische Verantwortung stehen dabei im Mittelpunkt.

Die Fähigkeit, mehrere Menschen zu lieben, wird dabei nicht als psychologisches Problem verstanden, sondern als eine Form von Liebe, die gesellschaftliche Konventionen überschreitet.

Studien wie die von Terri Conley, Sozialpsychologin an der University of Michigan, zeigen, dass polyamore Menschen in ihren Beziehungen häufig eine ebenso hohe – teils sogar höhere – Zufriedenheit erleben als monogame Paare.

Dennoch werden polyamore Identitäten oft stigmatisiert – vor allem wegen der kulturellen Dominanz der Monogamie.
Wie einst andere „nicht-normative“ Beziehungsformen – etwa Homosexualität – wird auch Polyamorie häufig als Bedrohung der sozialen Ordnung wahrgenommen.

Aus soziologischer Sicht ist Liebe auch ein symbolischer Austausch. Jede Beziehung basiert auf einer Mischung aus gegenseitiger Abhängigkeit und Identitätsbildung. Ob jemand zwei oder drei Menschen gleich intensiv lieben kann, hängt daher nicht nur von seiner emotionalen Fähigkeit ab, sondern auch von seiner gesellschaftlichen Position, der Internalisierung kultureller Normen und den eigenen Bindungserfahrungen.

Persönliches Zeugnis und gelebtes Bewusstsein

Als Arzt, der Menschen in ihren persönlichsten Momenten begleitet hat – von der Liebe bis zum Verlust – und als Mensch, der selbst die Komplexität der Liebe erlebt hat, kann ich mit Überzeugung sagen:
Liebe folgt nicht immer gesellschaftlichen Normen.

Ich habe Menschen gesehen, die zwei Personen gleichzeitig liebten – mit Ehrlichkeit, Schmerz, Sehnsucht und Verantwortung.
Und ich war einer von ihnen. Nicht aus Unentschlossenheit oder Gier, sondern weil mich die Liebe – gleich zweimal – aufrichtig besucht hat.

Stigma und gesellschaftliche Hindernisse

Die Intensität eines Gefühls lässt sich nicht in Zahlen ausdrücken. Jede Beziehung entwickelt ihre eigene Dynamik. Was gesellschaftlich widersprüchlich erscheint, kann psychologisch vollkommen authentisch sein.

Viele Menschen erleben emotionale Dilemmata, die nicht aus Unfähigkeit zur Entscheidung entstehen, sondern aus der Tiefe echter doppelter oder dreifacher Bindungen.

Insbesondere Frauen, die mehrere Liebesbeziehungen führen, werden stärker stigmatisiert als Männer – ein Relikt patriarchaler Moralvorstellungen, die noch immer Kontrolle über weibliche Sexualität ausüben.
Die „unzüchtige Frau“ wird gesellschaftlich härter verurteilt als der „unmoralische Mann“.

Dieser ungleiche Blick zeigt: Das Problem ist nicht die Mehrfachliebe, sondern die Vorurteile darüber, wie wir lieben dürfen. Die Vorstellung, dass doppelte Liebe Verrat oder Schwäche sei, prägt unser Denken – doch vielleicht liegt die eigentliche Schwäche darin, unsere Gefühle in enge Schablonen pressen zu wollen.

Schlusswort – persönliche Haltung

Kann man also wirklich – und mit gleicher Intensität – zwei oder sogar drei Menschen lieben?

Ja, ich glaube, dass es möglich ist. Es ist biologisch, emotional und praktisch machbar, mehrere Menschen gleichzeitig zu lieben. Ob das jedoch funktioniert, hängt in hohem Maße von den beteiligten Personen, ihren Werten und ihren kommunikativen Fähigkeiten ab.

Liebe ist letztlich kein statisches Ereignis, sondern ein sozialer und zwischenmenschlicher Prozess – offen für viele Ausprägungen und Möglichkeiten. Sie ist Beziehung, sie ist Fürsorge, sie ist Präsenz.

Iannis Arvanitakis

Quellen 

Coontz, S. (2005). Marriage: A History. Viking.

Illouz, E. (2007). Cold Intimacies: The Making of Emotional Capitalism.

Sternberg, R. J. (1986). "A Triangular Theory of Love." Psychological Review.

Barker, M. (2013). Rewriting the Rules. Routledge.

Conley, T. D., et al. (2017). “The Satisfaction and Stability of Consensually Non-Monogamous and Monogamous Relationships.” Current Sexual Health Reports.

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